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Akupunktur und Vitalpilze bei Hufrehe - Fallbericht aus der Pferdepraxis

Aktualisiert: 14. Dez. 2020

Lotte ist eine 16-jährige Haflingerstute. Da ihre Besitzerin im letzten Jahr weniger Zeit zum Reiten hatte, nahm Lotte deutlich an Gewicht zu und war nun deutlich übergewichtig. Sie wurde mir vorgestellt mit akuter Lahmheit auf beiden Vorderbeinen. Ihre Hufe waren vermehrt warm und sie zeigte eine deutliche Pulsation.


Die Hufzangenprobe fiel positiv aus. Da ich Lotte in einem sehr frühen Stadium vorgestellt bekam, sie keine Vorerkrankungen und an und für sich noch sehr schöne (Bar-)hufe und sie außer einer geringgradigen Lahmheit keine Symptome zeigte, wollten wir es mit einer alleinigen Akupunkturbehandlung versuchen. Selbstverständlich hätte sie bei Nichtbesserung auch noch ein Schmerzmittel bekommen.


Lotte zeigte aber eine sehr schöne und vor allem prompte Reaktion auf die Behandlung und lief schon direkt nach der ersten Behandlung deutlich besser. Ein „Mikroaderlass“ der Ting-Punkte am Kronsaum half die Blutstase in der Zehe zu brechen und Hitze auszuleiten. Zur Unterstützung der Behandlung und Verbesserung der Insulinsensitivität erhielt Lotte die Vitalpilze Maitake und Coprinus.


Zwei weitere Akupunkturbehandlungen waren notwendig bis Lotte keinerlei Fühligkeit mehr zeigte. Nach Besserung der klinischen Symptomatik (keine Lahmheit mehr), wurde Lotte ein „Der-Speck-muss-weg“-Programm verordnet. Ganz wichtig ist hierbei neben der Optimierung der Fütterung auch ein Sportprogramm.


Mindestens 30 min Trab täglich sind notwendig, um die Fettpolster schmelzen zu lassen. Lotte bekommt fortan ihr Heu gemischt mit Stroh (Verhältnis 2:1) aus engmaschigen Heunetzen. Die Einstreu wurde von Stroh auf Holzpellets umgestellt. Ein Salzleckstein steht ihr immer zur Verfügung. Außerdem wird sie mit einem hochwertigen Mineralfutter mit erhöhten Zink- und Magnesiumgehalten versorgt. Der Weidegang ist für sie leider erst einmal nicht mehr möglich.

Was versteht man unter dem Equinen Metabolischen Syndrom?


Das Equine Metabolische Syndrom ist ein Symptomkomplex aus Adipositas (krankhaftes Übergewicht), Insulinresistenz und (klinischer oder subklinischer) Hufrehe. Eine genetische Disposition wird bei leichtfuttrigen Rassen (Ponys, Araber, Spanier, Morgan Horses…) vermutet. Fettzellen produzieren proinflammatorische Mediatoren (Entzündungsstoffe), die Appetit und Sättigung beeinflussen, den Zucker- und Fettmetabolismus, die Blutdruckregulation, sowie Entzündungs- und Immunfunktionen.


Klinisch fallen diese Pferde durch Depotfetteinlagerungen an verschiedenen Stellen, äußerlich vor allem am Hals („Cresty Neck“) und an der Kruppe auf. Sie zeigen Leistungsschwäche, vermehrtes Schwitzen und Kreislaufprobleme, außerdem verminderte Fruchtbarkeit, erhöhte Infektanfälligkeit, vermehrtes Trinken, Fresssucht und Hufrehe.

In der Traditionellen Chinesischen Veterinärmedizin spricht man von einer Milz-Qi-Leere bei gleichzeitiger Schleim-Fülle. Ziel einer Behandlung ist es das Milz-Qi zu tonisieren und den Schleim (Fettdepots) umzuwandeln und auszuleiten.

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